Auf genau 1083 Meter über allen Meeren beginnt das Vergnügen. Zuvor fährt man die schmale steile Strasse von Rehetobel, Appenzell Ausserhoden, vorsichtig hinauf, während die innere Vorfreude auf den Besuch im «Gupf» wächst. Zehn Zimmer für Hausgäste und fünfzig Plätze zum Essen in drei heimeligen Stuben bietet das legendäre Haus unter der Führung von Walter und Manuela Klose, die seit vielen Jahren Garanten für hervorragende Küche und charmante Gastfreundschaft sind.
Diese Mischung erfreut sich grösster Beliebtheit, gerade für Besuche am Wochenende muss man in der Regel etwas Geduld und einen langen Atem mitbringen: Freitag bis Sonntag sind die Betten in den Hotelzimmern und die Stühle im Restaurant lange im voraus ausgebucht. Der Grund, oder besser die Gründe sind schnell erkannt: die Lage, die Gastgeber, das Essen.
1998 kam Walter Klose erstmals für ein erstes Gastspiel hier hinauf in die Appenzeller Hügel. Das Engagement wurde unterbrochen, als der Hausbesitzer einen jungen Koch namens Daniel Humm engagierte. Klose musste gehen, kehrte aber 2003 zurück, als Humm nach Amerika abgeworben wurde. Es folgte eine beständige Blütezeit des «Gupf», die unvermindert anhält. Das Haus hat einen exzellenten Ruf für seine schmackhafte klassische Küche und den phänomenalen Weinkeller. Wir kommen darauf zurück.
Geschichten und Attraktionen
Walter Klose war immer klar, dass er hier in der relativen Abgeschiedenheit nicht bloss als Koch arbeiten würde. «Ich bin Koch, Unternehmer, Gastgeber», sagt der Chef von 21 Angestellten. Und die Frage sei für ihn von Anfang an gewesen: «Was kannst du am Ende der Welt machen, damit die Leute zu dir kommen?»
Der «Gupf» ist reich an Geschichten und Attraktionen. Da ist der Glaskubus vor dem Haupthaus, in dem ein Feuer lodert, und wo sich Gäste zum Apéro und einer Zigarre niederlassen können. Da ist der neu gemachte Garten, der jedem Gast ein bisschen Privatsphäre im Freien garantiert. Oder der Bauernhof über die Strasse: Er dient zunächst als Wohnsitz der Familie Klose, auf dem Vorplatz kann dann bei Bedarf ein Helikopter mit Gästen landen und im Stall stehen die Rinder, deren Fleisch irgendwann in den gemütlichen Appenzeller Stuben serviert wird. Und da ist schliesslich der erwähnte Weinkeller, der zu den eindrücklichsten seiner Art in der Schweiz gehört.
Der Hauptkeller mit diversen Nebenräumen wurde 1998 gebaut und ist mit einem System ausgerüstet, wie es bei Hochregallagern genutzt wird: Wenn man eine interessante Flasche findet, tippt man eine vierstellige Nummer in den zentral platzierten Verwaltungscomputer. Nun werden alle Informationen und der exakte Lagerplatz des Weines auf einem Bildschirm angezeigt. 3000 Positionen mit insgesamt 30’000 Flaschen liegen tief unten in der «Gupf»-Erde. Sie sind nicht nur eindrücklich anzuschauen, sondern vor allem ein wichtiger Grund, warum die Gäste dieses besondere Restaurant auf dem Hügel so schätzen.
2005 wurde die Anlage um einen Grossflaschenkeller erweitert, in dem auch die gemäss «Guiness Buch» grösste Weinflasche der Welt gelagert wird, und 2014 schliesslich kam die «Schatzkammer» hinzu: Wie von Geisterhand öffnet sich langsam eine Schiebetür und gibt schliessllich den Blick frei auf zwei riesige Nussbaumtischplatten, auf ein handgeschnitztes Wandrelief mit Appenzeller Motiven und auf beleuchtete, im Boden eingelassene Hohlräume, in denen unter Glas effektvoll Weinflaschen zur Schau gestellt werden.