Story

Innerschweizer Oliven

Dominik Flammer

Obwohl sie weitverbreitet sind, kennen sie nur noch wenige: die Kornelkirsch, deren Strauch in weiten Landesteilen auch Tierlibaum genannt wird. Vielfältig sind die Namen für dieses Hartriegelgewächs, das im gesamten Alpenraum seit Jahrhunderten vielfältig genutzt wird und dessen Früchte im reifen Zustand zwar an Kirschen erinnern, mit diesen aber nicht viel gemein haben. In Bayern oder in Österreich nennt man sie auch Dirndl. Hergestellt werden aus Kornelkirschen vor allem Marmeladen und Gelees, oft werden sie aber auch zu einem «Dirndlschnaps» gebrannt. Die unreifen Beeren wurden früher – und gelegentlich auch heute noch – wie Kapern eingelegt: so etwa auf dem Haldihof im Luzernischen Weggis des innovativen Bio-Produzenten Bruno Muff. Mit seiner Kreation bringt er sozusagen Innerschweizer Oliven auf den Tisch, mit etwas Olivenöl beträufelt, haben sie durchaus Verwechslungspotential mit diesen mediterranen Apéro Häppchen. Im süddeutschen Raum gab es früher den Brauch, dass die jungen Männer von den Mädchen am ersten Fastensonntag mit einem «Kuechelstruss» beschenkt wurden, einem in Bierteig getauchten Blütenzweig der Kornelkirsche, der in kochendem Fett ausgebacken wurde. Die Steine der Kornelkirsche wurden einst in den katholischen Regionen der Alpen zudem dazu verwendet, billige Rosenkränze zu produzieren. Und in Zeiten der Not oder des Kaffeemangels wurden sie gar geröstet und gemahlen und als Kaffeeersatz verwendet. Mit der Wiederanpflanzung von Wildhecken kriegen sie heute in vielen Landschaften wieder etwas mehr Platz, gemeinsam mit vielen anderen Beeren und Früchten, die langsam wiederentdeckt werden. Etwa mit Mispeln, rotem Holunder, Felsenbirnen, Schlehen, Zitronenquitten oder Holzäpfeln. Und wer sich einen Baum im Garten pflanzen möchte, der wird es nicht bereuen. Denn der Tierlibaum mit seinen kleinen gelben Blüten gehört zu den frühesten Blühern in unserer Natur. Etwas Geduld braucht es dann allerdings im Spätsommer: die Früchte sollten nicht vom Baum geerntet werden, da sie erst wirklich reif sind, wenn sie vom Baum fallen. Legt man ein Tuch darunter, kann man sie über einige Tage verteilt einsammeln und dann gemeinsam verarbeiten oder sie in kleinen Portionen auch für winterliche Kochfreuden im Tiefkühler konservieren.

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