Story

Making of: Tanjas Kochbuch

Ein Jahr Arbeit mit vielen Diskussionen

Kochbücher sind beliebt, zurzeit boomen zum Beispiel Titel, die einem in 15 Minuten ein schnelles, gesundes Essen versprechen. Was natürlich nicht stimmt, denn gute Dinge brauchen in der Regel etwas länger, wie wir gleich sehen werden. Beim Entstehen dieses Artikels befinden sich unter den meistverkauften Büchern der Schweiz immerhin zwei Titel, die sich mit Kochen beschäftigen und einer, der Essenstipps gibt. Kochbücher sind also zwar beliebt, sie sind aber auch äusserst aufwendig zu machen.

Tanja Grandits ist eine erfahrene Kochbuchautorin, bereits fünf Bände sind unter ihrem Namen beim AT Verlag erschienen, der sechste ist eben herausgekommen. Die Arbeit daran hat rund ein Jahr vor der Herausgabe begonnen. Mit Sitzungen – womit heute eigentlich alles beginnt. Grandits wollte ein persönliches Kochbuch machen, «mein Kochbuch», wie sie sagt. Sie wollte sich darin nicht als Spitzenköchin zeigen, sondern als Mutter, als private Gastgeberin und als Chefin, die für ihre Tochter, ihre Freunde und mittags für ihre Leute kocht. Das Buch heisst folgerichtig «Tanjas Kochbuch». Aber schon dieser Titel war Gegenstand von längeren Diskussionen während der besagten Sitzung. Weitere grosse Fragen: Welche Farbe muss der Rahmen um das Titelbild haben, soll Tanja in die Kamera schauen oder nicht, welches ist überhaupt das passende Bild und so weiter. Und da hatte die eigentliche Arbeit an dem Buch noch gar nicht begonnen.

Irgendwann waren keine Fragen mehr offen, es ging jetzt – um in der Kochsprache zu bleiben – ans Eingemachte: Tanja Grandits und der Zürcher Fotograf Lukas Lienhard hatten festgelegt, an welchen Daten die rund einhundert Rezepte fotografiert werden sollten. Für die etwa zehn Shootings mussten jeweils die Zutaten für jedes Gericht rechtzeitig bereitstehen, dafür wurden Tische im Saal des Restaurant «Stucki» im ersten Stock zusammengeschoben, damit die Hunderten von Schälchen, Bleche, Schalen, die jedes mal wieder benötigt wurden, auch übersichtlich Platz finden konnten.

Tanja bereitete also jedes Gericht, jedes Getränk zu, Lukas fotografierte es. Dann erst, mit dem Bild als Vorlage, macht sich die Köchin jeweils daran, die Rezepte handschriftlich zu erfassen. Als nächstes kommt Hilal, Grandits’ rechte Hand zum Zug, sie muss die Rezepte anschliessend in ein Word-Dokument übertragen. Das wäre der ideale Ablauf. In der richtigen Welt kommt es dann vor, dass ein unerwartetes Ereignis die Planungen durchkreuzt, eine Krankheit einen der Protagonisten ins Bett zwingt oder, weniger dramatisch, dass die Köchin beim Betrachten der Bilder findet, dieses Gericht müsse in einem neuen Teller nochmals fotografiert werden.

Es gibt also viele Dinge, die schief gehen können, und in der Regel gehen sie im Verlauf eines Jahres auch schief. Zwischendurch wusste Tanja Grandits auch gar nicht mehr, ob sie diese Arbeit wirklich fertig machen sollte. «Ich habe mich gefragt, ob es dieses Buch überhaupt braucht, wen das eigentlich interessieren könnte», sagt die Köchin rückblickend. Motivation und Überzeugung kamen bald zurück, und während die Verantwortlichen im Verlag mit steigender Anspannung auf die letzten Fotos, Texte und Rezepte warteten, bereitete Tanja für ein letztes Foto noch die Zimtknoten zu, die kurz vor ihrem Auftritt beim Fotografen beinahe in einer Tragödie geendet hätten, als der Autor dieser Zeilen (und der Texte im Buch) sich aus Versehen auf die noch warmen Backwaren setzte, die unter einem Geschirrtuch versteckt waren.

Nicht nur deshalb ist es ein grosses Glück, dass «Mein Kochbuch» von Tanja Grandits fertig gestellt werden konnte, dass es ein schönes, warmes, persönliches Buch mit überraschenden Rezepten werden konnte.

Tanja Grandits: Tanjas Kochbuch – Vom Glück der einfachen Küche. AT Verlag, 320 Seiten, Fr. 39.90

You are using an outdated browser. Please update your browser to view this website correctly: https://browsehappy.com/