Story

Zigerklee im Chriesisturm

Dominik Flammer

Sie waren immer schon geschäftstüchtig, die Glarner. Zu Tausenden versorgten sie die Schweiz früher auf der Wanderschaft mit Schiefertafeln, mit Tüechli und Pastetli, vor allem aber mit dem giftgrünen Kräuter- und Schabziger. Von dem sie gar behaupten, er sei das älteste Markenprodukt der Schweiz. Dabei kannten schon die Römer seinen engsten Verwandten, das griechische Heu oder Fenugreek, allgemein bekannt als Bockshornklee. Dass dieses im Vergleich zum Zigerklee relativ milde Gewürz bei uns ziemlich verbreitet ist, dürfte vor allem auf die tausenden von Tamilen zurückzuführen sein, die das Mehti (unter diesem Namen verkaufen die tamilischen und indischen Fachgeschäfte dessen getrockneten Blätter) oft und gerne für ihre Currys verwenden. Höchste Zeit, auch dem Zigerklee seinen Platz in der hiesigen Küche einzuräumen. Denn das heuig-würzige, leicht bittere Kraut mit seinen nussigen Aromen harmoniert fantastisch mit unzähligen Speisen. Die Südtiroler kennen es längst als «Brotklee» und versetzen damit zahlreiche ihrer wunderbaren Gebäcke. Derweil es in der Schweiz in jüngster Zeit auch in die Kreationen des begnadeten Toggenburger Käsers Willi Schmid geschafft hat. Vielseitig einsetzbar ist dieses Gewürz, auch wenn man es wegen seiner intensiven Aromen nur in geringen Dosen verwenden sollte. Etwa in einer Mayonnaise oder zur Würzung von Gemüsejus. Oder auch nur als einfache Würze zu Bratkartoffeln und um einer sämigen Salatsauce etwas Kraft zu verleihen, wenn diese auf der Basis eines geschmacklich neutralen Pflanzenöls zusammengemischt wurde. Zur wahren Entdeckung wird die Trigonella caerulea – wie diese Kleeart im Botaniker-Latein genannt wird –, wenn man damit ein Honigmousse, den Guss für eine Apfelwähe würzt oder dem bekannten Zuger Kompott, dem Chriesisturm, nebst Sternanis noch eine kleine Prise davon beigibt.

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