Story

Bruno Muff

Obstbauer und Schnapsbrenner

Muff entwickelte zuvor Basiskarten für geografische Systeme, was dann für eine Google-Firma interessant wurde. Nach dem Verkauf seiner Firma ergab sich die Möglichkeit, den Haldihof in Weggis LU zu übernehmen: ein kleines Gut am Hang mit spektakulärem Blick auf den Vierwaldstättersee. Aber die Muffs suchten nicht nur ein neues Zuhause und frische Luft, es ging ihnen auch darum, etwas Sinnvolles zu tun. «Wir wollten unsere Visionen umsetzen», sagt Muff in prägnantem Luzerner Dialekt. Seine Mission: Produktion nachhaltiger Lebensmittel in Bio-Knospen-Qualität. Keine Pestizide, Fungizide oder Kunstdünger und «20 Prozent unserer Fläche überlassen wir der Natur», erklärt Muff. So entsteht Lebensraum etwa für Insekten, die wiederum eine Aufgabe in der Schädlingsbekämpfung übernehmen. Der Nachteil dieser Art von Landwirtschaft sei «weniger Ertrag und mehr Arbeit», sagt Muff. Der Haldihof ist auf Obst von Hochstammbäumen spezialisiert: Produziert werden Essige, Brände, Trockenfrüchte, Senf oder Brot-aufstriche.

Es ist die Kunst der Haltbarmachung nach traditionellen Methoden, die Muff beherrscht und pflegt. Auch wenn heute natürlich moderne Kühlschränke Obst oder Gemüse frisch halten, haben das Brennen oder Trocknen von Früchten ihren besonderen Reiz. Der passionierte Schnapsbrenner tüftelt manchmal jahrelang an Rezepturen herum, bis zum Beispiel ein neuer Gin seinen hohen Qualitätsanforderungen entspricht. «Tells Gin» heisst die neueste Kreation, die auf einem Apfel- statt einem Getreidebrand basiert. Dazu kommen Schalen, Stücke und Blüten vom Apfel sowie natürlich Wacholder, und weil laut der Legende der Weg des Schweizer Wilhelm Tell über den Haldihof zur Hohlen Gasse geführt hat, ist der Edelbrand dem Schweizer Nationalhelden gewidmet. Er habe sich damals in der Stadt wohlgefühlt, und er fühle sich heute hier wohl, sagt Muff. Das Schönste an seiner neuen Heimat sei die Verbundenheit mit der Umgebung, die Verwurzelung mit dem Boden, auf dem er lebe und arbeite. «Wir sind geerdet, wir leben mit der Natur, mit dem Wetter und mit unseren Tieren.» Zur Haldihof-Bevölkerung gehören nämlich auch Alpacas, um die sich die 14- und 17-jährigen Töchter kümmern, während der 20-jährige Sohn neben seinem Medizinstudium die Website der Familienfirma pflegt. Die Alpacas übrigens sind eine Art natürliche Rasenmäher, welche die steilen Hänge des Haldihofs zuverlässig abfressen und dabei keine Trittschäden im Boden hinterlassen. Die Natur ist das Zuhause der Muffs, und sie hat buchstäblich viele Gesichter.

You are using an outdated browser. Please update your browser to view this website correctly: https://browsehappy.com/